Herbst in Lappland. Drei Nationalparks. Sechs Tage. Allein.
Im Herbst ist das Wetter in Lappland erfahrungsgemäß sehr stabil - nachts schon empfindlich kühl, tagsüber aber meistens sonnig und schön bei moderaten Temperaturen.
Bei diesen perfekten Bedingungen ging es vom Stora Sjöfallet-Nationalpark in den Padjelanta und dann durch den Sarek wieder zurück zum Stora Sjöfallet.
Tag 1: Ritsem - Kisurisstugorna
Der erste Tag war recht unspektakulär. Mit dem Boot (Abfahrtszeiten synchronisiert mit der Ankuft des Busses aus Gällivare) geht es über den Akkajaure. Vom Anleger sind es knappe zwei Kilometer bis zu den Akka-Hütten, eine Strecke, die gut genutzt werden kann um das doch wieder mal ungewohnte Gepäck von deutlich über 25 kg auszutarieren, den Rucksack richtig einzustellen und die Schuhe ordentlich zu schnüren.
Von den Akka-Hütten bis nach Kisuris folge ich bei strahlendem Sonnenschein dem Padjelantaleden. 14 Kilometer über sanfte Hügel, reißende Flüsse, durch Moore und lichte Waldstückchen. Zwischendurch gönne ich mir nur eine kurze Rast auf halbem Weg.
So erreiche ich noch am Abend des ersten Tages die Kisurishütten, wo ich mich für die Nacht einrichte.
So spät in der Saison treffe ich in der Hütte nur vier Wanderer, die auf dem Padjelantaleden gen Süden wollen. Der Hüttenwart bereitet den Komplex bereits auf den Winter vor - in ein paar Tagen endet der Sommerbetrieb, dann ist nur noch die Nothütte mit dem Telefon geöffnet.
Tag 2: Kisurisstugorna - Guohpervagge (södra sidan)
Von den Kisuris-Hütten führt ein zeitweise wirklich nur zu erahnender Pfad süd-süd-ostwärts parallel zum Sjpietjavjåhkå schließlich auf die Ostseite des Sjpietjav und um ihn herum. Wo der Pfad endet, halte ich mich einfach oberhalb des Flusses und laufe weiter gen Süden. Ein einfacher Weg, nur anfangs erschwert durch Buschwerk und sumpfige Bereiche.
Am Mittag schon erreiche ich die Einmündung des Sierggajåhkå bei den Rentier-Sammelplätzen im Norden des Skuollavalddda. Direkt hinter dieser Mündung lässt sich der Sjpietjavjåhkå einfach queren - und ich bin an seinem Ostufer im Sarek-Nationalpark.
Am südlichen Ende des Skuollavalddda, nach Überquerung des Lijggebuoldajågåsj wende ich mich direkt südwärts und wandere nach Kompass weiter, über die Blockfelder des knapp 900 m hohen Låvdakvarddo. Die Aussicht gen Westen, über die Ebenen des Padjelanta-Nationalparks sind gigantisch bei diesem sonnigen Wetter. Den Kompass kann ich auch bald ignorieren, denn hier und da finden sich tatsächlich Steinmännchen, die den Weg markieren. Und an der höchsten Stelle ragt sogar eine steinerne Nadel gen Himmel, ein perfekter Orientierungspunkt.
Sobald ich den höchsten Punkt hinter mir gelassen habe, kommen auch schon die Hütten auf der gegenüberligenden Seite des Låvdakjávrásj in Sicht, an denen ich mich während des Abstiegs orientiere. Der Abstieg ist etwas steiler, aber keineswegs sehr anspruchsvoll, allerdings müssen auf dem Weg zum Låvdakjåhkå wieder einige sumpfige Stellen umgangen werden.
Mehr aus Versehen laufe ich gleich über den Fluss hinüber, was zu dieser Jahreszeit problemlos möglich ist, und komme so auf die südliche Seite des Guohpervagge. Das Terrain hier ist hügeliger als auf der anderen Seite, die die größten flachen Wiesen des Sarek beherbergen soll. Aber wirklich schwer ist es nicht. So folge ich dem Tal noch eine Weile, bis ich auf einem Vorsprung mein Zelt an einem Platz mit wunderbaren Blick durch das Tal aufschlage.
Tag 3: Guohpervagge - Algganjalmme
Weiter geht es durch das Guohpervagge Richtung Südwesten - mit einem gigantischen Panorama von Felsen, Wasserfällen und Gletschern ringsherum. Die letzten zwei Tage habe ich keinen Menschen getroffen.
Nachdem ich den Fluss am Mittag gequert habe, schlage ich schon nachmittags mein Zelt gegenüber der Renwachthütte am Algganjalmme auf.
Inzwischen ist es auch recht kühl geworden und der Wind hat aufgefrischt, sodass ich mich recht bald ins Zelt zurückziehe.
Tag 4: Algganjalmme - Bierikjávrre
Der vierte Tag bringt wieder perfektes Wetter. So setze ich dann meine Wanderung zunächst durch die Niederungen des Guohpervagge fort, um dann bald am nördlichen Rand aufzusteigen. Noch zeitig vor Mittag sehe ich die Mikkastuga (eine kleine Hütte mit Nottelefon und ein Toilettenhäuschen) vor mir. Hier wird erst einmal Rast gemacht.
Nach einer ausgiebigen Pause geht es dann weiter bis zum Bierikjávrre, an dessen Ufern ich einen gut ausgetretenen und sogar hier und da mit Steinmännchen markierten Pfad gen Norden finde. Diesem folge ich bis zum Ende des Sees und schlage mein Zelt gegenüber des Bierikvárás auf. Das Wetter scheint sich jetzt zu ändern - ein wunderbarer Regenbogen zeigt sich im Tal, aber es bleibt zunächst trocken.
Tag 5: Bierikjávrre - Sluggá
Windig ist es am Morgen des fünften Tages, bedeckt und regnerisch. Aber so lange es nicht in Strömen regnet, bin ich zufrieden.
So geht‘s also weiter: am Bierikjåhkå entlang und über die Blockfelder auf dem Vuonesskájdde. Bis sich schließlich die Ebene des Guhkesvákkjåhkå-Deltas auftut, in das ein gut sichtbarer Pfad hinabführt.
Nachdem ich den leichten Weg ein Stückchen gen Norden in das Guhkesvagge hinein genommen habe und die beiden Flussarme und einen Rentierzaun gequert habe, komme ich dann auch zur zweiten Brücke im Sarek. Diese führt über den Guhkesvákkjåhkå. Am Beginn der Blockfelder, durch die der Pfad gen Nordosten führt, mache ich Mittagspause.
Jetzt folge ich einem komfortablen Pfad zunächst südöstlich um den Niendooalge herum. Himmel, was für ein wüstes Tal: ein einziges Blockfeld, durchsetzt von Sümpfen. So geht es den ganzen Nachmittag.
Den Plan, schräg durch das Tag zur dortigen Renwachthütte zu laufen, um zum Sluggá zu kommen, verwerfe ich angesichts des wirklich schweren Geländes sehr schnell. Wenn Claes Grundsten in seinem Reiseführer von „dåligt“ spricht, untertreibt er maßlos!
Also entscheide ich mich für den direkten Weg. Ich folge dem Pfad, der bis zum Staudamm führen wird, bis auf die Höhe zweiter kleiner Seen in der Mitte des Tales und biege dann einfach rechtwinklig ab. Dabei peile ich die Nordseite des Sluggá an, um zum Pietsaure zu kommen.
An diesen Seen schlage ich für die letzte Nacht, jetzt bereits im Stora Sjöfallets Nationalpark, mein Zelt auf. Bevorzugte Wohnlage, windgeschützt und direkt am Wasser.
Tag 6: Sluggá - Saltoluokta
Nach meinem Zeltplatz hörten die Blockfelder bald auf. Und nachdem ich den Fluss durchwatet hatte (er war dann doch hier und da tiefer als angenommen) begann ich mit dem Aufstieg zur Nordseite des Sluggá.
Einiges an Geröll gab es zu überwinden, aber schon bald kam der Pietsaure in Sicht, zu dessen Ufer ich mich parallel ostwärts hielt. Auch am Hang oberhalb des Sees ist das Gelände reichlich zerklüftet, vor allem durch alte und auch noch aktive Schmelzwasserrinnen und Wasserläufe. Die Strecke war also zunächst geprägt von einem ständigen Auf und Ab, zwischenzeitlich auch dem Durchwaten von mehr oder minder schnell fließenden Flüsschen und Wasserfällen. Je höher ich mich am Hang hielt, desto einfacher war es letztlich.
Kurz vor Ende des Sees, ich dachte schon, ich müsste jetzt Geröllfelder in größerem Ausmaß überwinden und mich am nördlichen Steilhang des Berges entlanghangeln, stieß ich auf recht deutlich ausgetretene Pfade, die zum Ostufer des Sees, Richtung der Siedlung Pietsaure hinab führten. Diesen folgte ich, bis ich schließlich am Rentierzaun direkt am Seeufer ankam.
Einzig das hier in den See mündende Flüsschen musste ich noch durchwaten: entweder direkt an der Mündung oder aber etwa einen halben Kilometer flussaufwärts sollte dies möglich sein, war mir zu Beginn der Tour gesagt worden. Ich entschied mich für die Mündung, allerdings mit dem Erfolg, dass die eigentlich maximale Wattiefe von rund 50 cm mindestens um das doppelte überstiegen wurde und ich danach auch Unterhose und T-Shirt wechseln musste...
Nach einer kurzen Rast am Fluss brauchte ich dann aber nur noch eine Stunde von der Siedlung Pietsaure (hier werden während der Saison auch Kaffee und Kuchen verkauft) auf dem perfekt markierten Weg über den Berg bis zur Fjällstation Saltoluokta.